JENSEITS DES ZEITGEISTES
Hinter dem Mond ist vor der Sonne
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Falls Sie sich jemals gefragt haben, ob man ohne ein aktives Fernsehdasein überlebensfähig ist, dann lautet die Antwort definitiv ja. Für mich stellt das zumindest kein Problem dar und ich verzichte immerhin schon seit über zehn Jahren auf diese in meinen Augen zweifelhafte Unterhaltungsform. Ebenso wenig Wert lege ich auf die Zerstreuung, welche durch den Äther geflogen kommt und die sich in den kleinen Radiogeräten manifestiert. Trotzdem ließ es sich nicht verhindern, dass ich von einem für die Branche wichtigen Ereignis Kenntnis bekam und die bemerkenswerteste Auszeichnung des Abends betraf wohl eine Discokugel. Für den Menschen dahinter bedeutet die Welt des hellen Scheins tatsächlich alles und dementsprechend glücklich wird er über die ihm zuteil gewordene Ehrbezeugung sein. Ich freue mich deshalb auch für ihn und sende ihm von dieser Stelle aus meine unsichtbaren Grüße. Zu realisieren, wie nah er mir in diesem Moment räumlich gewesen sein muss, brach mir jedoch das Herz. Natürlich ist mir klar, dass meine Sehnsucht nach diesem unglaublichen Palindrom nur als schöner Treppenwitz gesehen wird. Für mich sind jene tiefen, unerwiderten Gefühle jedoch meine täglich gelebte und schmerzhafte Wahrheit.
Ich werde allerdings einen Teufel tun und in lautes Geheule ausbrechen; denn je mehr man jammert und klagt, desto unattraktiver wird man - und genau das sind auch seine Worte. Daher gehe ich mit meinen vor der Welt verborgenen Tränen so leise und unbemerkt durch diese gefühlsmäßige Hölle, wie ich durch alles in meinem Leben gegangen bin (!) und es gibt auch keinen Trost für mich (weil das Wasser viel zu tief ist).
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Ich werde vielmehr lernen müssen, das mutmaßlich kleingeistige Verlangen zu überwinden und ich vermute in diesem Gedanken einen wichtigen Aspekt meiner Lebensaufgabe. Immerhin leide ich nun schon seit Jahrzehnten unter einer extrem quälenden Einsamkeit. Aber wenn Gott weiterhin keinen entsprechend kompatiblen Menschen für mich bereit hält, dann muss ich das eben akzeptieren. Vermutlich ist dies der Preis dafür, dass ich meine Frequenz schon immer so sauber wie möglich halten wollte. Und je höher ich schwinge, desto langweiliger wird mir das Alltägliche, das profane Einerlei. Inzwischen ertrage ich meistens nicht mal mehr die Musik (schon gar nicht, wenn sie laut ist), weil ich sie zunehmend als Geklimper empfinde und mich erfreut derzeit auch sonst nicht sonderlich viel. Vermutlich resultiert dies jedoch auch aus meiner aktuellen Transformation, daher sorgt mich das jetzt erst mal nicht so sehr. Wie es das Leben nämlich will, gibt es dieser Tage überall ganz easy und locker "Egal" zu kaufen (ab 25% THC sogar "Scheißegal") und das hat nicht nur den Leck-mich-Faktor, sondern sogar den Rutsch-mir-Effekt. Das finde ich wirklich ganz überaus wunderbar, ja geradezu märchenhaft und wenn ich daher nicht gestorben bin, dann lebe ich noch heute.
Paradox ist, wenn eine alte Schachtel keinen passenden Deckel findet.
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Als zusätzlichen Gedanken zum Thema "Unglücklich verliebt" möchte ich kurz noch etwas anmerken, das nicht nur mir ein Trost sein soll. Für jeden da draußen, der ebenfalls mit einer unmöglichen Liebe geschlagen wurde, könnten meine Überlegungen schließlich nützlich sein. Ich habe mir nämlich gedacht, dass es ja für alles einen Grund gibt. Es muss also etwas mit diesem Menschen sein, was so gravierend ist oder zumindest für mich so furchtbar wäre, dass es Gott davon abhält, meinem Wunsch nach einem persönlichen Kontakt zu entsprechen. Wahrscheinlich ist jener Mensch im echten Leben eine unerträgliche Nervensäge oder ein selbstverliebter Narzisst mit cholerischen Tendenzen etwa und das würde meinem inneren Bild von ihm einen gewaltigen Knacks verpassen. Denn leider geht man bei der Beurteilung seines Gegenübers zunächst ja doch immer irgendwie von sich selber aus und die Ernüchterung ist dann oft groß. Man sollte daher froh sein, wenn die höchste Macht einen vor einem solchen Trauma bewahrt und man darf so etwas auch auf gar keinen Fall forcieren. Gesünder ist das sicherlich! (Und überlegen Sie sich mal, was es über Sie selber aussagt, wenn Sie Ihrem Gegenüber beispielsweise einen liebevollen, fürsorglichen oder sogar leidenschaftlichen Charakter andichten ;-)
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24/7
Scotch - Disco Band
Doom-dacka-doo-doo-doo-doom
(Ahem)
Radda-doo-dohm-ba-doom